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Douglas Bremner, Emory University, Atlanta, USA
Verändert Stress unser Gehirn?

Untersuchungen zeigen, dass Stress offenbar einen Einfluss auf Gehirnstrukturen und deren Funktionen hat. Anfänglich war der Forschungsgegenstand der Vergleich zwischen psychisch kranken und gesunden Menschen. Seit 1989 gibt es Tierversuche zu der Frage, ob Stress das Gehirn schädigt. Später beschäftigten sich Wissenschaftler speziell mit dem Einfluss von traumatischem Stress auf das Gehirn bei PTBS-Patienten.

Diese Untersuchungen zeigten, dass Stress neben genetischen Einflüssen und Umwelteinflüssen einen langanhaltenden Effekt auf Gehirnfunktionen hat. Besonders betroffen ist der Hippocampus, aber auch andere Areale wie die Amygdala, der präfrontale Cortex, das noradrenerge System sowie der Cortisonhaushalt werden beeinflusst.

Der präfrontale Cortex spielt eine entscheidende Rolle in der Affektregulation, besonders bei Angstreaktionen. Für Lernen und Gedächtnis sowie die Verknüpfung von Erinnerungen aus mehreren Gedächtnisarealen ist der Hippocampus zuständig.

Eine Untersuchung, in der das Gehirn gesunder Frauen mit dem von PTBS-Patientinnen nach sexuellem Missbrauch verglichen wurde, zeigt, dass PTBS-Patientinnen ein geringeres Hippocampusvolumen aufweisen. Das geringere Hippocampusvolumen lässt sich erstens durch die verringerte Neuronenproduktion unter Stress und zweitens durch den Verlust von Neuronen bei PTBS-Patienten erklären. Das führt zu einer hippocampalen Dysfunktion, für die Vergessen und unvollständige Integration von Erinnerungen kennzeichnend ist. Gleichzeitig kommt es zu einer geringeren Aktivierung des Hippocampus. Mehrere Studien, u. a. Zwillingsstudien sind zu gleichen Ergebnissen gekommen.

Monozygote Zwillingsstudien haben sich für den Nachweis besonders gut geeignet, da man davon ausgehen kann, dass das Hippocampusvolumen genetisch determiniert und somit gleich ist. So hat man Zwillingsbrüder untersucht, von denen der eine in den Vietnamkrieg ziehen musste und der andere nicht. Bei den Veteranen führte das traumatische Kriegsereignis zu einer PTBS und zu einer Reduktion des Hippocampusvolumen im Vergleich zu den Brüdern.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass nicht nur traumatischer Stress, sondern auch Stress im Allgemeinen das Risiko erhöht, dauerhafte Schädigungen des Gehirns davonzutragen. Auch bei depressiven und Borderline- Patienten lässt sich ein verringertes hippocampales Volumen feststellen.